2025-12-29 https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wirtschaft-gewinneinbruch-und-weniger-jobs-bei-deutschlands-top-konzernen-a-a72b9f7d-27a5-4e3c-a868-21a60a3ef965 HaiPress

Bild vergrößern
Mitarbeiter vor einer Fertigungsstrecke in VW-Werk
Foto: Moritz Frankenberg / dpa
Die schwache Wirtschaftslage macht Deutschlands führenden Börsenunternehmen weiterhin schwer zu schaffen. In den ersten neun Monaten schrumpfte der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) der 100 umsatzstärksten Konzerne um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 102 Milliarden Euro. Das geht aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor,die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.
Gut jedes zweite Unternehmen erwirtschaftete demnach weniger Gewinn als ein Jahr zuvor. Damit setze sich der Negativtrend fort. Es handle sich um den dritten Gewinnrückgang in Folge,hieß es. EY-Experte Jan Brorhilker teilte mit: »2025 war ein weiteres Krisenjahr für die deutsche Wirtschaft«. Die Konjunktur schwächele,geopolitische Konflikte und die US-Handelspolitik sorgten für Zurückhaltung bei Investitionen. Außerdem drängten zunehmend chinesische Firmen auf den Weltmarkt,was zusätzlichen Wettbewerbs- und Kostendruck bedeute. »Gerade die stark exportorientierten deutschen Industrieunternehmen hatten es im Jahr 2025 nicht leicht.«
Beim Umsatz zeigt sich hingegen erstmals seit zwei Jahren wieder ein leicht positives Signal. Der Gesamterlös der Top-100-Unternehmen stieg um 0,6 Prozent auf rund 1,55 Billionen Euro. Das Wachstum lag aber unter der aktuellen Inflationsrate. Immerhin: 58 Prozent der Unternehmen steigerten ihre Erlöse.
Bei Neueinstellungen stünden viele Topkonzerne auf der Bremse. Vor allem in der Verwaltung werden Stellen abgebaut – gerade im Inland,wie Brorhilker erklärte. »Dabei sehen wir auch Auswirkungen der zunehmenden Implementierung von KI-Technologien. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte angespannt bleiben,gerade für Berufseinsteiger.«
Alarmzeichen für die Konjunktur:
Warum die deutschen Chemieriesen viele Fabriken dichtmachen
Von Aileen Bunte,Benedikt Müller-Arnold und Kathrin Werner


Plug-in-Hybridautos:
Das Geschäft mit Verbrennern brummt. Für China
Von Jürgen Pander


Autolobby:
Die EU kippt das Verbrenner-Aus – die Industrie meckert trotzdem
Von Alexander Demling,Martin Hesse und Benedikt Müller-Arnold


Noch stärker traf es die Top-Chemiekonzerne mit einem Gewinneinbruch um 71 Prozent. Deutlich besser entwickelte sich dagegen der Technologiesektor. IT-Firmen konnten ihren Gewinn nahezu verdoppeln,auch der Gesundheitssektor verzeichnete mit einem Plus von 40 Prozent ein kräftiges Gewinnwachstum. In der Liste der profitabelsten Unternehmen liegt die Telekom an der Spitze: Der Konzern erzielte in den ersten neun Monaten einen operativen Gewinn von 19,4 Milliarden Euro (plus neun Prozent). Es folgen Siemens,BMW und SAP.
Die verschiedenen Krisen treffen die Unternehmen unterschiedlich stark. »Der Finanzbranche geht es relativ gut,Technologieunternehmen ebenfalls,die Rüstungsbranche boomt«,teilte Brorhilker mit. Viele hätten außerdem in den vergangenen Jahren ihr Geschäftsmodell transformiert,sich grundlegend neu aufgestellt und sich teils auch neuen Märkten zugewandt.
Zum Wachstumsmotor werde die deutsche Industrie aber wohl auch im neuen Jahr nicht. Diese Rolle komme weiter anderen Branchen zu,etwa dem Technologiesektor,so Brorhilker. »Eine Beruhigung der geopolitischen Lage,verbunden mit dem Investitionspaket der Bundesregierung,könnte aber eine konjunkturelle Trendwende einleiten,von der viele Branchen profitieren dürften.«
jmm/dpa
Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde aus anderen Medien reproduziert. Der Zweck des Nachdrucks besteht darin, mehr Informationen zu vermitteln. Dies bedeutet nicht, dass diese Website ihren Ansichten zustimmt und für ihre Authentizität verantwortlich ist und keine rechtliche Verantwortung trägt. Alle Ressourcen auf dieser Website werden im Internet gesammelt. Der Zweck des Teilens dient nur dem Lernen und Nachschlagen aller. Wenn eine Verletzung des Urheberrechts oder des geistigen Eigentums vorliegt, hinterlassen Sie uns bitte eine Nachricht.
© Urheberrechte 2009-2020 Deutsche Finanzen Kontaktieren Sie Uns SiteMap